Eine Wallfahrt nach Rom 

Pilgertagebuch

2015: Bellinzona - Mailand

Samstag, 19. September 2015

Wieder beginnt eine neue Etappe voller Erwartungen und Vorfreude! Um 7 Uhr werden die Fahrzeuge gepackt (inzwischen sind wir sehr organisiert darin) und nach dem Reisesegen geht die Fahrt gegen 7.20 Uhr Richtung Schweiz los. Nach einigen kurzen Pausen haben wir die Jugendherberg in Bellinzona um 17.30 Uhr erreicht. Es regnet in Strömen! Den ersten gemeinsamen Abend verbringen wir in einem kleinen Fernsehzimmer und hoffen auf besseres Wetter für die nächsten Tage …

Sonntag, 20. September 2015

Die Hoffnung auf besseres Wetter hat sich erfüllt. Nach dem Frühstück beginnt die erste Wanderung dieses Jahres, bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein.

Zuerst lassen wir Bellinzona hinter uns, aber dann geht es sofort sehr steil und vor allem sehr lange nur noch bergauf, man darf schließlich nicht vergessen: wir befinden uns eben wieder in der Schweizer Bergwelt! Die Belohnung lässt natürlich nicht auf sich warten. Die Mittagspause findet auf einer tollen Wiese (höchster Punkt heute) statt.

Gestärkt geht es wieder abwärts Richtung Isone! Dort angekommen steigen von 17 Pilgern 10 aus, um den Rest der Etappe mit einem fahrbaren Untersatz weiter zu bewältigen. Allerdings aus diesem verschlafenen Ort zu kommen, stellt sich als sehr schwierig heraus. Aber für uns erfahrene Pilger letztendlich doch kein Problem. Drei Pilger fahren mit Anwohnern zum Hotel in Tesserete. Mit dem dort stehenden Bus geht’s zurück, die wartenden Pilger einzusammeln und die anderen Fahrzeuge aus Bellinzona zu holen.

Inzwischen sind auch die tapferen Läufer gut gelaunt und stolz in Tesserete angekommen. Uns erwartet ein uriges altes aber sehr gepflegtes Hotel mit herzlichen Besitzern. Ein sonniger Biergarten wird von uns sofort umdekoriert und wir nutzen ihn für unsere Abendmesse unter freiem Himmel! Danach geht’s zum Abendessen. Dieses lässt jeden Gaumen in Verzückung geraten. Einfach genial!

Montag, 21. September 2015

Wieder geht es, nach einem super Frühstück, bei herrlichem Wetter zur nächsten Etappe … und wieder geht es erstmal nur bergauf bis San Bernardo. Danach bergab in Richtung Lugano. In Paradiso steigen die treuen Fahrer, schweren Herzens, aus, aber die Fahrzeuge haben einen langen Weg um die Berge herum zu bewältigen. Wir Läufer sind dankbar, dass sich immer jemand bereit erklärt, dieses zu bewältigen.

Da für die Läufer die nächsten steilen 650 Höhenmeter anstehen, wird die Entscheidung getroffen: wir nehmen gemeinsam die Seilbahn (im Nachhinein sehr vernünftig). Oben angekommen, zuerst Mittagspause. Unter Bäumen schmeckt unser mitgebrachtes Essen doppelt gut! Danach beginnt der Abstieg. Dieser gestaltet sich als ziemlich schwierig. Sehr steinig und anstrengend, alle laufen sehr konzentriert. Es geht über San Salvatore und Ciona nach Carona. Es ist noch Zeit, eine kleine Kirche, St. Georgio zu besichtigen, bevor ein Teil der Gruppe die Entscheidung trifft, hier zu beenden. Dank der Erfindung der Handys können wir die Fahrer in Kenntnis setzen und sie holen die Aussteiger ab.

Der Rest hat noch einiges vor sich. Zuerst geht es bergab, dann wieder hoch. Belohnt werden wir immer wieder mit Ausblicken, dass uns das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht weicht. Eine unbeschreibliche Natur (man kann sie auf den Bildern bewundern). Aber dann beginnt der letzte Abstieg für heute. Es ist ein Weg mit über 2000 Stufen hinab nach Morcote. Diese Stufen sind fast eine Bestrafung. Aber für was?? Jeder Stufenabstand ist anders, länger, wieder kürzer, und die Stufen haben alle unterschiedliche Höhen. Es kommen zwischendurch schon einige böse, harte Worte zum Ausdruck. Vor lauter Anstrengung kam es auch zwischendurch zu Aussetzern des Kleinhirns. Gesprächs-Zitat: „Wir sind in Italien!“, „Wieso?“, „Der Vodafone, die grüßen mich!“.

Endlich unten in Morcote angekommen, werden wir von den Fahrern abgeholt und zum Hotel in Lugano-Paradiso gebracht. Abendessen im Ort in einer Pizzeria und danach Ausklang in einer Straßenkneipe bei lauschigem Wetter.

Dienstag, 22. September 2015

Schlimme Nacht für fünf Pilger! Magen und Darm-Infekt. Nach kurzer Zeit ist klar: die fünf Kranken bleiben vor Ort und die Gesunden machen sich auf den Weg.

Zuerst mit dem Boot nach Brusino-Arsizio, und dort angekommen ging es wie die Tage zuvor sofort steil knapp 400 Höhenmeter hoch in die Berge. Wetter nicht so sonnig, aber noch trocken. Es ging über Meride weiter nach Mendrisio, dort wurde ein großer Teil Läufer von den fünf „kränklichen“ Pilgern (denen es inzwischen schon besser ging und die sich als Gepäcktransfer weiterentwickelt hatten) am Busbahnhof abgeholt.

Sechs emsige Läufer setzten die Tour fort über Castel San Pietro bis Morbio Superiore. Zu erwähnen ist auf jeden Fall der Parco delle Gole della Breggia, der kleinste Geopark der Schweiz mit atemberaubender Schlucht, über die eine Brücke mit fantastischer Aussicht führt.

Mit dieser Etappe hieß es Abschied nehmen von der Via Gottardo, die uns seit Basel mit ihrer tollen Wegführung begleitet hatte. In Morbio Superiore wurden die Läufer abgeholt und zum Hotel gefahren. Der Rest der Pilger hatte den Nachmittag schon genutzt um in Como die Zimmer zu beziehen und es ging gemeinsam zur Erkundung des Städtchens Como. Elisabeth erläuterte uns auf die Schnelle die Sehenswürdigkeiten der Kathedrale von Como. Im Laufe des frühen Abends trafen sich alle Pilger in Como und es ging zum Abendessen ins Hotel, danach noch gemeinsamer Abend in der Hotellobby.

Mittwoch, 23. September 2015

Geplante Route: Como – Lainate Jedoch: Wieder böses Erwachen, zwar keine neuen Krankheitsfälle, dafür aber Dauerregen mit Blitz und Donner. Nach dem Frühstück Lagebesprechung und es wird vor allem dank Britta und Bernd „Plan B“ entwickelt. Bei Gewitter können wir nicht laufen, also fahren wir gemeinsam zur nächsten Unterkunft. Wir haben auch Glück, denn wir können sogar schon die Zimmer beziehen und von dort aus geht es weiter mit der U-Bahn nach Mailand.

Dort angekommen haben die Pilger den Rest des Tages Zeit um die Stadt, die Geschäfte und vor allem den imposanten Mailänder Dom anzusehen. Zum Abend treffen sich alle wieder, und es geht gemeinsam mit der U-Bahn zurück zum Hotel. Alle freuen sich auf das gemeinsame Abendessen, doch dieses gestaltet sich etwas sehr schwierig. Das Personal ist mit der Anzahl der Gäste überfordert. Während einige Pilger schon das Verdauungsschnäpschen intus haben, sitzen andere noch vor leeren Tellern. Selbst das trockene Brot, das die Hungrigen von den Gesättigten bekommen, lässt sie nicht wirklich erheitern. Letztendlich haben, nach langer Wartezeit, doch alle den Hunger stillen können. Zur Strafe haben wir als „Selbstversorger“ mit unserem eigenen Wein und Gebäck die Sitzgelegenheiten in der Lobby in Beschlag genommen. Den mit unseren Vorräten sind wir unschlagbar, es fehlt an nichts.

Donnerstag, 24. September 2015

Im Laufe des vergangenen Abends outeten sich fünf Pilger, indem sie verkündeten, sie werden den heutigen Donnerstag die Pilgergruppe verlassen , um die Gelegenheit zu nutzen, die EXPO zu besuchen, die hier in Mailand stattfindet. Es sei ihnen gegönnt.

Die zwölf anderen fahren mit den Bussen nach Cucciago und laufen die geplante Tour nun zurück. Es ist ein einfaches Laufen, denn Berge gibt es hier in der Lombardei nun keine mehr. Zuerst geht es durch den Parco della Brugliera nach Lentate und obwohl wir heute weder das Kreuz noch unseren heiligen Mann dabei haben, sind wir auch in der Lage um 12 Uhr auf einer kleinen Wiese den Engel des Herrn zu beten (Danke Google!) Natürlich hatten wir beim dem Ritual des 11-Ührchens weniger Probleme.

In Lentate war es Zeit für die Mittagspause. Diese fand auf dem Kirchvorplatz statt bei strahlend blauem Himmel und in der Sonne. Und damit nicht genug, es gab einen Cappuccino im Dorfcafé. Weiter ging es dann nach Seveso. Hier sollte es einen durch den Parco delle Groane gehen, aber dieser war leider nicht so grün, wie erhofft. Wir mussten vorbei an Industrieanlagen (u.a. die Norditalien-Niederlassung von BASF). Aber das alles machte nichts und wir schafften die 25 Kilometer und es ging mir der S-Bahn von Cesano-Maderno über Camnago-Lentate zurück nach Cucciago.

Mit den Bussen dann weiter zur Jugendherberge Richtung Mailand. Dort angekommen war alles ein Durcheinander, Wahnsinns-Geräuschkulisse, Bettwäsche organisieren, Betten beziehen u.s.w. Abendessen im Städtchen in einem netten kleinen Restaurant (draußen im Zelt). Zurück in der Jugendherberge haben alle noch die Gelegenheit genutzt, draußen (es ist noch schön warm) im Vorgarten zusammen zu sitzen.

Freitag, 25. September 2015

Da wir immer noch „Plan B“ praktizierten, war für diesen Tag geplant, dass wir (da wir Mailand schon gesehen haben) die Gelegenheit nutzen und nicht wie geplant den Gotthard-Tunnel durchfahren sondern über den Pass und dort noch eine kleine Wanderung durchzuführen. Dazu hatten wir letztes Jahr aus Zeitgründen keine Gelegenheit. Aber es kommt wieder anders! Vorweg: niemand ist krank und es ist auch kein Gewitter, nein schlimmer, Peters Auto wurde über Nacht aufgebrochen. Natürlich erstmal etwas Aufregung aber nachdem einige Telefonate und der Versuch, den Wagen zu starten erfolgreich waren, beruhigte sich die Lage auch sofort wieder. Zu erwähnen ist natürlich noch das Frühstück. Der Raum erinnerte uns an eine Bahnhofshalle sooo laut, gefühlte Tausend Schüler standen grölend am Buffet. Plastikteller, Plastikbesteck, Brötchen und als Belag eine Sorte Schmelzkäse, davon konnte man sich allerdings unbegrenzt bedienen. Aber es gab zwischendurch auf Kaffee, wenn die Maschine nicht gerade defekt war. Aber auch das war ein Erlebnis. Nachdem alles wieder verstaut war, stand nun fest: Maria-Olimpia, Michael und Peter mussten mit dem Aufgebrochenen Auto zur Polizei den Schaden melden und die zerbrochene Scheibe durch Klebeband ersetzen.

Wir anderen durften die Fahrt zum Gotthardpass antreten. Diese entwickelte sich zum zusätzlichen Höhepunkt unserer diesjährigen Tour, das Wetter war natürlich wieder ganz auf unserer Seite und wir durften bei Kaiserwetter den Gotthard hochfahren. Oben angekommen zogen wir uns alles übereinander an, was wir gerade bei uns hatten. Es war ca. zwei Grad und der Wind blies uns fast aus den Schuhen, nicht zu vergessen, es hatte zwei Tage zuvor geschneit. Und so starteten wir zu unserer diesjährig letzten Wanderung. Ein einmaliges Erlebnis. Auf dem Rückweg wurden wir dann von einem Alphornbläser empfangen und konnten so stolz und glücklich über die letzten Eindrücke auf die drei anderen warten. Zusammen fuhren wir dann auf der anderen Seite wieder hinunter, den Weg, den wir im letzten Jahr hochgegangen waren. Natürlich staunend, was wir da geschafft haben.

Unser Ziel ist heute Lörrach. Neben unserem Hotel befindet sich eine kleine Dorfkneipe, welche von den Pilgern gern angenommen wird, um auf unser Geburtstagskind Werner anzustoßen. Danach geht’s in die Ortsmitte zum Chinesen, der uns letztes Jahr schon so sehr gefallen hat und wir werden auch diesmal nicht enttäuscht! Nach einem gelungenen Essen wird noch geplant wie es im nächsten Jahr weitergeht, ein neues Planungsteam gegründet und über die vergangenen Tage reflektiert. Der Abschluss findet nochmal in der Dorfkneipe statt.

Samstag, 26. September 2015

Ausgeruht und die Köpfe voller wunderbarer Eindrücke der vergangenen Woche starten wir um die Heimreise anzutreten. In Baden-Baden wird der erste Stopp eingelegt. An der Raststätte ist die Autobahnkirche St. Christophorus und wir dürfen nach kurzer Rücksprache mit dem Küster in der Krypta unsere Abschlussmesse feiern. Ein Wunderbarer Abschluss!

Fazit dieser Woche: Trotz gesundheitlichen Engpässen, Wettereinflüssen und einem aufgebrochenen Auto kann uns nichts aus der Ruhe bringen. Wir sind eine tolle Truppe!